Erstmeldungen der Gattungen Pithyllis Grünberg, 1910 und Tyndis Ragonot, 1881 von der Arabischen Halbinsel (Lepidoptera: Pyralidae, Pyralinae)
First records of the genera Pithyllis Grünberg, 1910 and Tyndis Ragonot, 1881 from the Arabian Peninsula (Lepidoptera: Pyralidae, Pyralinae)
Primer registro de los géneros Pithyllis Grünberg, 1910 y Tyndis Ragonot, 1881 para la Península Arábiga (Lepidoptera: Pyralidae, Pyralinae)
Erstmeldungen der Gattungen Pithyllis Grünberg, 1910 und Tyndis Ragonot, 1881 von der Arabischen Halbinsel (Lepidoptera: Pyralidae, Pyralinae)
SHILAP Revista de Lepidopterología, vol. 47, num. 188, pp. 601-605, 2019
Sociedad Hispano-Luso-Americana de Lepidopterología
Empfangen: 26 März 2019
Akzeptiert: 28 April 2019
Veröffentlicht: 30 Dezember 2019
Resümee: Für die Arabische Halbinsel werden erstmalig Vorkommen der Gattungen Pithyllis Grünberg, 1910 und Tyndis Ragonot, 1881gemeldet auf Basis von Material, dass in Dhofar (Süd-Oman) aufgesammelt wurde. Tyndis megistalis Hampson, 1906 wird neu für die Fauna der Arabischen Halbinsel gemeldet. Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. wird neu für die Wissenschaft beschrieben. Die morphologisch nächststehenden Arten sind Pithyllis mirei Leraut, 2009 und Pithyllis pallidalis Leraut, 2007, von denen die neue Art primär in der männlichen Genitalmorphologie zu unterscheiden ist. Die männlichen Falter sowie die männlichen Genitalien werden abgebildet und beschrieben. Die Morphologie der Weibchen bleibt unbekannt.
Schlüsselwörter: Lepidoptera, Pyralidae, Pyralinae, Tyndis, Pithyllis, neue Art, Taxonomie, Morphologie, Arabische Halbinsel, Oman.
Abstract: Occurrences of the genera Pithyllis Grünberg, 1910 and Tyndis Ragonot, 1881 are reported for the first time for the Arabian Peninsula based on records collected in Southern Oman (Dhofar). Tyndis megistalis Hampson, 1906 is reported as new for the fauna of the Arabian Peninsula. Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. is described as new for science. The externally most similar species are Pithyllis mirei Leraut, 2009 and Pithyllis pallidalis Leraut, 2007, from which the new species is distinguished primarily in the male genital morphology. The male adult and the male genitalia are figured. The female is still unknown.
Keywords: Lepidoptera, Pyralidae, Pyralinae, Tyndis, Pithyllis, new species, taxonomy, morphology, Arabian Peninsula, Oman.
Resumen: Se registran, por primera vez para la Península Arábiga, la presencia del género Pithyllis Grünberg, 1910 y Tyndis Ragonot, basado sobre los registros en el sur de Omán (Dhofar). Se registra como nueva para la fauna de la Península Arábiga a Tyndis megistalis Hampson, 1906. Se describe nueva para la Ciencia a Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. Las especies exteriormente más similares son Pithyllis mirei Leraut, 2009 y Pithyllis pallidalis Leraut, 2007, de las que, principalmente, se separa la nueva especie por la morfología de la genitalia del macho. Se representa el adulto y la genitalia del macho La hembra todavía es desconocida.
Palabras clave: Lepidoptera, Pyralidae, Pyralinae, Tyndis, Pithyllis, nueva especie, taxonomía, morfología, Península Arábiga, Omán.
Einleitung, Material und Methoden
Die Vertreter der Gattung Pithyllis Grünberg, 1910 aus der Subfamilie der Pyralinae Latreille, 1809 sind nach dem bisherigen Kenntnisstand auf dem afrikanischen Festland von Tschad über Äthiopien, Zentralafrika bis nach Südafrika verbreitet (GRÜNBERG, 1910; LERAUT, 2007, 2009, 2011). Weitere Arten neben der Typenart Pithyllis metachryseis (Hampson, 1906) dieser bislang wenig erforschten Gattung sind erst in den letzten 12 Jahren bekannt geworden (LERAUT, 2007, 2009, 2011; DE PRINS & DE PRINS, 2018).
Die Gattung Pithyllis Grünberg, 1910 ist mit der Gattung Tyndis Ragonot, 1881 eng verwandt (GRÜNBERG, 1910). Eines der Hauptdifferenzierungsmerkmale zwischen diesen beiden Gattungen ist nach dem aktuellen Kenntnisstand die Stielung der Radialadern R2 und R3 am Vorderflügel: Bei Tyndis Ragonot, 1881 sind R2 und R3 aufeinander gestielt, bei Pithyllis Grünberg, 1910 hingegen voneinander getrennt aus R1 verlaufend (GRÜNBERG, 1910; RAGONOT, 1881).
Im Rahmen von vier Forschungsexkursionen nach Dhofar (Süd-Oman) im Januar 2016-2018 sowie im November 2018 konnte der Verfasser Serienmaterial aufsammeln, das auf Basis des o. a. Differenzierungsmerkmals anteilig den Gattungen Tyndis Ragonot, 1881 und Pithyllis Grünberg, 1910 zuzuordnen ist. Der Anteil, der der Gattung Pithyllis Grünberg, 1910 (2 ♂♂) zuzuordnen ist, wird aufgrund von morphologischen Unterschieden zu den bislang bekannten Vertretern der Gattung einer für die Wissenschaft neuen Art, Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. zugeordnet. Der Anteil, der der Gattung Tyndis Ragonot, 1881 (8 ♂♂) zuzuordnen ist, wurde als Tyndis megistalis Hampson, 1906 bestimmt.
Die Vorkommen der Gattungen Pithyllis Grünberg, 2011 und Tyndis Ragonot, 1881 werden als neu für die Entomofauna der Arabischen Halbinsel gemeldet.
Der Holotypus der neuen Art wird in der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) hinterlegt, die Paratypen verbleiben in der Privatsammlung des Verfassers.
Abkürzungsverzeichnis
Hfl Hinterflügel
mm Millimeter
OS Oberseite
US Unterseite
Vfl Vorderflügel
ZSM Zoologische Staatssammlung München, München, Deutschland
Tyndis megistalis Hampson, 1906 (Abb. 1)
Material: OMAN, Dhofar, Jebel al Qamar, 20 km E Sarfait, 2 ♂♂, 28-I-2017; Dhofar, Grenze Oman / Jemen, 2 km W Sarfait, 1 ♂, 16-I-2016; 4 ♂♂, 18-I-2018; Dhofar, 4 km W Dalkuth, 1 ♂, 8-XI-2018, leg. und coll. M. Seizmair.
Die Art wurde auf Basis eines weiblichen Holotypen beschrieben. Das ♂ wurde erstmals in ROUGEOT (1978) abgebildet und beschrieben. Die Art ist sexuell stark dimorph. Ost-afro-eremisch verbreitet.- Die bislang bekannten Vorkommen beschränken sich auf Kenia (Typenfundort) sowie Äthiopien und Djibouti (ROUGEOT, 1978).
Diagnose: R2 und R3 aufeinander gestielt, Stielungspunkt sehr nahe an R1, R3, R4 und R5 zueinander äquidistant (Abb. 2), Vfl quasi triangulär. Termen geradeläufig. Vfl OS in der Basisbeschuppung dunkelbraun, mit einer gelben, schwach angedeuteten, unregelmäßig verlaufenden Anteterminallinie, die von einem deutlich abgesetzten gleichfarbigen Subcostalfleck ausgeht.
Antemedianlinie gelb mit sinusartigem Verlauf, deutlich abgesetzt. Ciliarlinie hellgelb bis weißlich. Hfl OS in der Basisbeschuppung hellgelb bis weißlich, Anteciliarlinie dunkelgrau bis braun, Ciliarlinie hellgelb bis weißlich.
Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. (Abb. 3-5)
Typenmaterial: Holotypus ♂ (Abb. 3), OMAN, Dhofar, Grenze Oman / Jemen, 2 km W Sarfait, 16- I-2016, leg. M. Seizmair, coll. ZSM. Paratypen: OMAN, Dhofar, 4 km W Dalkuth, 1 ♂, 8-XI-2018, leg. und coll. M. Seizmair.
Beschreibung: Länge Vfl Holotypus: 15 mm, Flügelspannweite Holotypus: 33 mm, Länge Vfl Paratypus: 12 mm, Flügelspannweite Paratypus: 23 mm. Kopf: Stirn und Vertex ocker, Labialpalpen auffallend breit, Länge entspricht dem Durchmesser der Augen, am distalen Ende spitz zulaufend, porrekt, an der Spitze dunkelbraun beschuppt, über alle restlichen Segmente kräftig gelb. Maxillar- Palpen sowie Sauger gattungstypisch stark zurückgebildet, kräftig gelb. Fühler filiform ciliat, dunkelgrau. Thorax: Dorsal und ventral ocker mit unregelmäßig verteilten hellgrauen Überschuppungen, am Prothorax dorsal sowie an der Tegula mit dunkelgrauer Überschuppung. hellgelb. Abdomen: kräftig gelb, an den Segmenten unregelmäßig hellgrau überschuppt.
Vfl: Apex abgerundet, Termen deutlich nach außen gebogen, Analrand (A3) nahe der Basis mit deutlicher konkaver Auswölbung, R2, R3 und R4 in etwa äquidistant und parallelläufig, R2 und R3 gattungstypisch getrennt, Abstand R3 und R2 auf R1 entspricht 1/5 des Abstandes zwischen R2 und Termen (Abb. 4). OS: Grundfarbe dunkelgrau. Analrand von der Radix bis in das Medianfeld mit kräftig gelber Überschuppung. Antemedianlinie gelb, deutlich abgesetzt, mit sinusoidem Verlauf. Postmedianlinie wie die Antemedianlinie gefärbt, mit unregelmäßigem Verlauf, zwischen Costa und M1 als kräftiger Makel angedeutet, der an der Costa stark verbreitet ist und zur M1 hin spitz zuläuft, von M1 bis A3 nur mehr schwach angedeutet. Anteciliarlinie hellgrau bis weißlich, Cilien und Fransen dunkelgrau. US wie OS.
Hfl: OS: Grundfarbe hellgelb, an den Costal-und Analrändern mit unregelmäßigen grauen Überschuppungen, Anteciliarlinie deutlich abgesetzt, weißlich, Fransen und Cilien hellgrau. US wie OS.
Männliche Genitalien (Abb. 5): Uncus fingerförmig, distal schmal zulaufend, am Apex abgerundet. Gnathos mit zwei kräftig ausgeprägten Armen, Spitze auffallend nach innen eingebogen. Tegumen an beiden Seiten mit quasi symmetrischen schulterförmigen Lappen, die proximal spitz zulaufen, am distalen Rand konvex eingewölbt, lateral mit konvex eingebogenen, spitz zulaufenden Processi. Valven an der Basis stark verbreitert, Verhältnis Länge / Breite entspricht ca. 3/2, am Apex abgerundet. Juxta geteilt in zwei zueinander quasi-symmetrische, kolbenförmige Hälften, die proximal spitz zulaufen, am distalen Rand abgerundet. Saccus an der Basis breit, Verhältnis Länge / Breite in etwa 1/1, distal spitz zulaufend. Aedeagus langgezogen, Caecum mit sinusoider Ausformung, Länge des Caecums entspricht 3/4 der Gesamtlänge des Aedeagus, Vesica quasi rektangulär, ohne Cornutus, mit leichten Sklerotisierungen am distalen Ende, Ductus seminalis gut ausgeprägt.
Differenzialdiagnose: Die neue Art steht im Habitus Pithyllis mirei Leraut, 2009 am nächsten. Sie unterscheidet sich von Pithyllis mirei Leraut, 2009 habituell in folgenden Merkmalen: Labialpalpen bei der neuen Art deutlich kräftiger, Antennen bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 mit langen Rami, die bei der neuen Art fehlen. Färbung des Thorax bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 einfarbig beige-braun, bei der neuen Art hingegen kräftig ocker mit grauen Einschuppungen. Die neue Art ist von Pithyllis mirei Leraut, 2009 in der Flügelzeichnung kaum zu unterscheiden.
Die Hauptdifferenzierungsmerkmale liegen in der männlichen Genitalmorphologie: Uncus: Bei der neuen Art am Apex abgerundet und stark verschmälert, Apex bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 hingegen deutlich breiter.
Tegumen: Schultern am proximalen Ende spitz zulaufend, bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 hingegen abgerundet, distaler Rand bei der neuen Art gegenüber Pithyllis mirei Leraut, 2009 deutlich mehr in die Länge gezogen, mit markanter konvexer Wölbung, die bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 fehlt, Innenseiten mit konvexen Auswölbungen, die sich an einem Punkt berühren, bei Pithyllis mirei
Leraut, 2009 hingegen geradeläufig.
Juxta: Bei der neuen Art an der Basis gegenüber Pithyllis mirei Leraut, 2009 stark verbreitert und abgerundet, bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 hingegen an der Basis distal spitz zulaufend. Kolben bei der neuen Art proximal spitz zulaufend, bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 hingegen an der Spitze deutlich verbreitert.
Saccus: Bei der neuen Art distal spitz zulaufend, bei Pithyllis mirei Leraut, 2009 hingegen abgerundet.
Aedeagus: Vesica bei der neuen Art am distalen Ende verbreitert und kantig, bei Pithyllis mirei
Leraut, 2009 hingegen verschmälert und abgerundet, linguiform.
Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. und Pithyllis mirei Leraut, 2009 stehen Pithyllis pallidalis Leraut, 2007 genitalmorphologisch nahe, insbesondere in der Ausformung der Valven, des Uncus, Gnathos sowie der Juxta. Die neue Art ist von Pithyllis pallidalis Leraut, 2007 zu unterscheiden am Aedeagus-Vesica bei P. pallidalis Leraut, 2007 linguiform, am distalen Ende abgerundet ähnlich wie bei P. mirei Leraut, 2009, am Saccus-bei P. pallidalis Leraut, 2007 ähnlich wie bei P. mirei Leraut, 2009 am distalen Ende abgerundet sowie an der Struktur des Tegumen-Innenseiten der Schultern voneinander getrennt, ohne die für die neue Art charakteristische Auswölbung. Des Weiteren sind die Typen von P. pallidalis Leraut, 2007 deutlich größer (durchschnittliche Flügelspannweite: 40 mm) als die von P. mirei Leraut, 2007 und Pithyllis dhofaralis Seizmair, sp. n. (durchschnittliche Flügelspannweiten: 32 mm).
Bionomie: Unbekannt. Der Typenfundort liegt am Rande einer Buschwaldzone.
Verbreitung: Bislang nur vom Typenfundort im westlichen Dhofar im Grenzgebiet zum Jemen bekannt. Vorkommen auf dem afrikanischen Festland sind nicht auszuschließen.
Etymologie: Die Benennung nimmt Bezug auf die Lage des Typenfundorts in Dhofar, Oman.
BIBLIOGRAFIE
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